09.06.2010 Handwerk trifft Wissenschaft

Auf Einladung der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf referierte Dipl.Ing. Ralf Schawag, Chef des Plettenberger Fachunternehmens für Energietechnik und Bäder, vor Studenten des Sozialwissenschaftlichen Instituts.


Thema des vom Lehrbeauftragten des Instituts für Sozialwissenschaften Dr. Michael Bau initiierten Beitrags im Rahmen des Seminars „Personalentwicklung im demografischen Wandel“ waren die Erfahrungen des Handwerksunternehmers mit der zunehmend schwierigen Gewinnung von Fachkräften. Die Firma Schawag, die unlängst für ihre engagierte Personalarbeit mit dem HIP Hagener Innovationspreis ausgezeichnet wurde, kennt die Problematik aus eigener Erfahrung.


So bildeten diese, die eigenen Erfahrungen mit den Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Personalarbeit auch den Schwerpunkt des Vortrags von Ralf Schawag vor einer Studentengruppe aus unterschiedlichen Semestern. „Wer mit einem hohen Anspruch an Qualität in Planung, Ausführung und Service arbeitet, spürt die Auswirkungen des Fachkräftemangels naturgemäß früher, als andere Unternehmen“, so Ralf Schawag. Weil der Unternehmer diese Folgen der demografischen Entwicklung frühzeitig erkannt hat, aber nicht zuletzt auch aus der Überzeugung heraus, dass ein hochqualifiziertes und -motiviertes Team ein entscheidender Baustein zum Unternehmenserfolg ist, hat das Thema Teambildung und –entwicklung einen hohen Stellenwert im Hause Schawag.


„Der Hagener Innovationspreis war eine Anerkennung unseres Engagements, über den wir uns sehr gefreut haben“, so Ralf Schawag. Die Auszeichnung prämiert Maßnahmen der Personalarbeit, die die Schaffung innovationsfreundlicher Rahmenbedingungen, einer wertschätzenden Unternehmenskultur und die Steigerung der Arbeitgeberattraktivität zum Ziel haben. Dipl.Ing. Ralf Schawag und sein Team wurden ausgezeichnet für die Erarbeitung einer Unternehmensphilosophie als Zielorientierung und Verhaltensrichtlinie im Rahmen besonders innovativer Personalarbeit. „Wichtiger als der Preis ist uns jedoch das Ergebnis“, fährt Ralf Schawag fort. „denn es liegt auf der Hand: Dort wo jeder im Team umfassend informiert ist über die Ziele und die aktuelle Situation des Unternehmens, wo jeder seine individuellen Stärken, sein Wissen und seine Erfahrung einbringen kann, entwickelt sich eine Kultur, in der Ideen und Leistungsbereitschaft wachsen können.“


Um den Studenten einen praktischen Einblick zu bieten, erläuterte Ralf Schawag seine Praxis der Personalentwicklung an einer Reihe von Beispielen: Nachhaltige Erfolge werden im Hause Schawag nicht durch Vorgaben, Anweisungen, Kontrolle erzielt, sondern durch die Erarbeitung gemeinsamer Ziele. Denn Mitarbeiter werden sich nur für die Erreichung solcher Ziele aktiv und engagiert einsetzen, an deren Erarbeitung sie beteiligt waren und von deren Sinn und Nutzen sie überzeugt sind. An diesen gemeinsam erarbeiteten Zielen orientiert sich die Führung der Mitarbeiter. Der Mitarbeiter, der eine Anweisung sorgfältig erledigt, hat deutlich weniger Spielraum, seine Fähigkeiten und Fertigkeiten zu entfalten und das bestmögliche Ergebnis zu erzielen als ein Mitarbeiter, der an der Erreichung eines Zieles arbeitet. Er kann sich umfänglich einbringen und mit dem Ergebnis seiner Leistung nicht nur zur Lösung der aktuellen Aufgabe, sondern ganzheitlich zur Erreichung der Unternehmensziele beitragen. Im Jahreszielgespräch werden die für den Mitarbeiter relevanten, individuellen Ziele für das nächste Jahr festgelegt. Dabei geht es immer um die umfassende Einbindung aller Mitarbeiter. Damit diese die Entwicklungen verstehen, gehören die Kenntnis und das Verständnis betriebswirtschaftlicher Zahlen, Daten und Fakten, also weit reichende Transparenz, unverzichtbar dazu. Die Mitarbeiter werden geschult und vorbereitet, um anschließend betriebwirtschaftliche Zusammenhänge sowie nötigenfalls Korrekturmaßnahmen erkennen und unterstützen zu können. Im Hause Schawag geschieht das in einem monatlichen „ZDF(Zahlen-Daten-Fakten)-Frühstück“ mit allen Mitarbeitern. Den Mitarbeitern wird die aktuelle Erfolgsrechnung detailliert präsentiert, dazu zahlreiche Trendkennzahlen usw. sowie die Analyse dieser Zahlen.


Bei der Umsetzung ihrer Aufgaben bekommen die Mitarbeiter größtmögliche Eigenverantwortung übertragen. Eine lebendige Kommunikation sichert Offenheit und ein System gegenseitiger Unterstützung. Jeder im Team ist aufgefordert und gebeten, Optimierungsvorschläge zu unterbreiten. Diese können sich auf die Arbeitsplatzgestaltung beziehen wie auch auf optimierte Teamzusammenstellungen oder Prozessabläufe. Die Vorschläge werden schriftlich eingereicht mit dem aus Mitarbeitersicht zu erwartenden Optimierungspotenzial. Jeder Vorschlag wird diskutiert, bewertet und der Mitarbeiter erhält eine Rückmeldung.


Der Exkurs in die unternehmerische Praxis eines innovativen Handwerksunternehmens regte die Studentinnen und Studenten im Anschluss an den Vortrag zu einer ganzen Reihe von Fragen an, aus denen sich eine lebhafte Diskussion entwickelte. Mit dem Fazit „Von Ihrem Handwerksbetrieb kann manch großes Unternehmen eine Menge lernen“ beendete Lehrbeauftragter des Instituts für Sozialwissenschaften Dr. Michael Bau die Veranstaltung.


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